IT NEVER RAINS IN SOUTHERN CALIFORNIA

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IT NEVER RAINS IN SOUTHERN CALIFORNIA

Text & Fotos
Fabian Reichenbach

Seit letztem Sommer stand es für uns fest: Wir müssen zusammen auf Mission gehen! So verabschiedeten wir uns, als es nach knapp einer Woche Berlin wieder nach Hause ging. Danach schrieben wir ein paarmal hier und da, quatschten gelegentlich und hielten uns gegenseitig immer auf dem aktuellen Stand. Dabei erzählte mir Marco von seinem Vorhaben, eine Weile in die Staaten zu gehen. Wann, war noch nicht konkret, nur im Winter sollte es sein. Im Sommer braucht man ja nicht aus Europa zu fliehen. Sein Reiseziel stand bereits fest. Es sollte ins Warme gehen und da er durch Trap noch die Connection zu Ian Preut in Los Angeles hatte, war das Ding auch geritzt. Die Monate vergingen und die Tage wurden hierzulande immer kälter. Für Marco stand die Abreise bereits schon vor Wochen fest. Okay, dachte ich mir, irgendwie muss ich jetzt raus hier und dem akuten Vitamin-D-Mangel entgegenwirken. Kurzerhand buchte ich einen Flug für denselben Tag wie Marco und Anfang Januar hieß es: Ab nach L.A.! Das hieß für mich akuter Stress: Schnell ESTA checken, AirBnB suchen und buchen, meiner Lady klarmachen, dass ich spontan in sechs Tagen für drei Wochen auf der anderen Seite der Welt wäre, packen etc. Man kennt es ja.

In den USA angekommen, wurde ich Opfer von Trumps „Governmental Shutdown“

Marco Kada – Bones Bearings Part

Am Tag der Abreise lief – entgegen aller Erwartungen – alles wie am Schnürchen, bis auf die kleine Hürde, dass einem selbst auf europäischen Boden die Einreise in die USA nicht allzu leichtgemacht wird. Bei meinem Zwischenstopp in Paris wurde ich bereits dort über den Grund meiner Reise in die Staaten befragt und eine komplette Kontrolle der Dokumente durchgeführt. So etwas war ich bisher nur vor Ort von der Border Control gewohnt. In den USA angekommen, wurde ich Opfer von Trumps „Governmental Shutdown“, weshalb ich mehrere Stunden in der Schlange der Border Control stehen und warten durfte. Schlussendlich durfte ich aber einreisen. Ab diesem Zeitpunkt waren alle Hürden geschafft und ich befand mich im Taxi auf direktem Weg zu meinem AirBnB, welches in der Parallelstraße von Ians Apartment lag, in dem sich Marco für eine Woche einquartieren durfte.

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Wir waren jeden Tag skaten, ganz einfach.

Ich werde nun bestimmt nicht damit anfangen, zu erzählen, was wir jeden Tag gemacht haben à la: “Am ersten Tag waren wir skaten, am zweiten…“. Wir waren jeden Tag skaten, ganz einfach. Wir waren jeden Tag skaten, bis auf die Tage voller Regen, die uns zwangen, eine ungewollte Auszeit vom Streetskaten zu nehmen. Eine gute Connection zu The Berrics half uns aber, zumindest einen dieser Tage sinnvoll zu überbrücken und einen weiteren verbrachten wir bei ETN im privaten Indoor-Park. Während dieser Zeit hatte ich natürlich immer wieder einen bestimmten Song im Kopf. Ihr wisst genau, welchen ich meine: „…seems it never rains in Southern California…“ von Albert Hammond, pah, natürlich tut es das – und wie! Wenn es dort regnet, dann regnet es richtig. Für uns war es zeitweise aber so absurd, da wir ja gerade dem schlechten Wetter in Europa entflohen waren und uns Kalifornien mit konstant warmen Temperaturen und blauem Himmel vorgestellt hatten. Naja, einmal um die halbe Welt gereist, um den gleichen scheiß Regen zu haben wie zu Hause, so ist das eben im Winter in Kalifornien. Natürlich gingen auch diese Tage vorbei, ganz klar, trotzdem war es recht ätzend, da wir ja auf Mission waren und jede Minute nutzen wollten, insbesondere, da wir nur zwei Wochenenden Zeit hatten, um die Schulhöfe in L.A. unsicher zu machen. Genau das war es nämlich, worauf wir uns besonders gefreut hatten. Unabhängig davon, hieß es jeden Tag für uns: „The early bird catches the worm“ und wir waren meist schon um neun Uhr morgens unterwegs zum ersten Spot. Wenn man eine limitierte Zeit in einem anderen Land oder gar auf einem anderen Kontinent verbringt, möchte man so viel wie nur möglich davon aufsaugen, früh starten und bestenfalls spät nach Hause kommen, um das Beste aus dieser Zeit rauszuholen.

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Jedem, der zum ersten Mal das L.A. County besucht, möchte ich einen wichtigen Tipp ans Herz legen: Plane genügend Zeit ein! Das ist zwar kein Geheimnis, aber es ist dennoch immer wieder überraschend, wie sehr einen der Verkehr in L.A. ankotzen kann. Dermaßen viele Leute auf einem Fleck, gepaart mit einem schlechten ÖPNV, führen zu verstopften Straßen und einer Menge Frust. Wenn man weiß, was man wo machen will, so wie Marco, ist es relativ einfach und vor allem schnell, ein Uber oder Lyft zu buchen und die Stadt zu durchqueren. Innerhalb von fünf Minuten bereit, direkt vor jeden Spot zu fahren, war Lyft für uns das meistgenutzte Fortbewegungsmittel und eine gute Alternative zum eigenen Auto, denn in L.A. möchte man einfach nicht selber Auto fahren. Natürlich pushten wir auch durch die Straßen Korea Towns oder wo wir uns zu dem Zeitpunkt eben befanden, um vielleicht sogar den ein oder anderen Spot zu finden und zu skaten. Was am Schluss natürlich auch so kam.

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Schon beim unauffaelligem Umschauen wurden wir bereits von Securities in den Fokus genommen.

Dadurch kamen wir zu bekannten aber bereits ausgelutschten Spots, wie zum Beispiel Jkwon, der ja mittlerweile als einer der größten Bust-Spots von L.A. gilt. Schon beim unauffälligem Umschauen wurden wir bereits von Securities in den Fokus genommen. Nach kurzer Absprache mit Marco ließen wir es uns dann aber doch nicht nehmen, an einer der noch intakten Ledges zwei Noseslides hintereinander einzusacken, woraufhin wir freundlich aber nachdrücklich des Platzes verwiesen wurden. Naja, die Ledges sind ein Traum, die Securities leider nicht. Nach etlichen bekannten Spots in Central L.A. und diversen Schulen hatten wir es leider immer noch nicht nach Downtown geschafft

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Ich war bislang immer nur abends am Rande, um Fotos der Skyline zu schießen, aber wir waren wohl immer zu sehr am Arsch vom eigentlichen Tag, um Night Missions starten zu können. Damit wir uns den facettenreichen Downtown-District nicht entgehen ließen, nahmen wir uns voller Erwartungen und voller Neugier vor, den letzten Tag inmitten des Bunker Hill zu verbringen, bevor es dann zur letzten Etappe nach San Francisco ging. Gesagt, getan und am letzten Tag fanden wir uns wieder, umringt von Wolkenkratzern und gefühlten 100 Spots an jeder Ecke. Wo, wenn nicht hier, sollte der Bustfaktor am größten sein und es sollte nur das Geräusch unserer Skateboards reichen, um auch dort die Blicke der Securities auf uns zu ziehen. Aber wie das eben so ist, wenn der eine Spot ein Bust ist, gibt es immer einen nächsten. Auch für uns.

Wenn der eine Spot ein Bust ist, gibt es immer einen nächsten.

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Wer im Endeffekt besser ist, spielt keine Rolle, das ist sowieso immer Ansichtssache

Die Zwei-Wochen-Marke war nun geknackt und die letzte Woche sollte es, zumindest für mich, nach San Francisco gehen. Eine Stadt, von der ich schon so viel Gutes gehört und gesehen hatte. Skateboarding auf höchstem Level mit Hügeln, die man sich kaum traut, mit dem Fahrrad herunter zu heizen. Aber nicht so schnell, wir mussten uns zuvor erst einmal schlau machen, wie wir am besten nach SF kommen sollten. Flugzeug? Zug? Mietauto? Lyft? Bus? Die Auswahl war groß, aber was wäre die Option, die am stressfreisten wäre und nicht die Welt kosten würde? Letztendlich entschieden wir uns schlicht für den Flixbus, jep, den Flixbus. Ich hätte nicht gedacht, dass es die Company bereits an die Westküste geschafft hat, daher war ich auf jeden Fall erstaunt von der Option und vor allem vom Preis von rund 40$ von L.A nach San Francisco. Relaxter hätte unsere Reise nach S.F. wohl kaum beginnen können: Mitten durch Central-California gen Norden auf der Interstate 5. SoCal und NorCal, Tracker und Indy oder wie war das?

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SoCal-Crew und NorCal-Crew. Die vereinfachte Version von East-Coast und West-Coast, aber trotzdem derselbe Ehrgeiz, besser sein zu wollen. Wer im Endeffekt besser ist, spielt keine Rolle, das ist sowieso immer Ansichtssache. Aber tatsächlich: San Francisco hat mein Herz erobert. Nicht nur, weil es dort mindestens genau so sonnig war und nicht regnete, sondern weil einfach das Gesamtpaket passte. Ich hatte bereits ein paarmal die Möglichkeit, nach Los Angeles zu fliegen und dort skaten zu dürfen, aber es gab immer einen bestimmten Vibe. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, dass alles sehr gezwungen rüberkommt. San Francisco war das komplette Gegenteil. Bereits nach dem ersten Tag wusste ich, dass diese Stadt es mehr in sich hat als L.A. Die Leute schienen netter, freundlicher und offener. Außerdem sind alle überaus aufgeschlossen gegenüber allen sexuellen Orientierungen. Damit stand schnell fest, dass es sich hier nicht um eine typische Ami-Metropole handelt. Des Weiteren ist die Stadt relativ überschaubar, was ein großer Vorteil ist, wenn es um Spots geht. Es fängt bei der Fläche der Stadt an. S.F. ist schlicht und ergreifend nicht so ätzend groß wie L.A., was einen großen Vorteil für das Zeitmanagement darstellt. Es ist kein Problem, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die Stadt zu erkunden und an jeden noch so kleinen Fitzel der Stadt zu kommen. Innerhalb von 45 Minuten konnte man das meiste erreichen. Natürlich kosteten wir das großzügig aus und griffen nur manchmal aufgrund unserer Faulheit auf Lyft zurück.

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Wer im Endeffekt besser ist, spielt keine Rolle, das ist sowieso immer Ansichtssache

Nachdem wir den ersten Pit-Stop bei der Deluxe-Distribution gemacht und eine Ladung neuer Boards bekommen hatten, ging es auch direkt zu 3rd & Army, einem der wohl bekanntesten S.F-Spots. Von hier ging es zu den legendären OG Spots: EMB, Pier7, S.F. Library, Downtown um die Market Street und einem der meistgesehenen SF-Spots, der Battery Crosby, mit komplettem Blick über die Golden Gate Bridge. Bei richtigem Wetter und richtigem Licht ein unfassbar schöner Spot, nicht nur zum Skaten. Da wir uns aber in S.F. befanden, ging es uns um Roughness und Hills.

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Das Erste, was man von der Stadt hört, ist, dass sie verdammt hügelig sei. Das stimmt auch so und genau das macht sie so interessant für Skater. Man denke an die GX1000 Jungs. Hands down, die sind alle durch die Bank komplett bekloppt. Ich glaube, als (Skate-)Tourist ist das oft schwer nachvollziehbar, wie man diese Hügel runterhacken kann. Es grenzt tatsächlich an Selbstmord und als Spotter sollte man immer zweifmal schauen, ob sich ein Auto der Kreuzung nähert oder nicht. Man ist eben doch die Lebensversicherung für den Skater. Twin Peaks sollte auch mein erster, richtiger „Hillbomb“ sein, wobei ich mit dem Kamera-Trolley schon ein bisschen vorsichtig war und daher meine Schuhe durch das Bremsen sehr leiden mussten. Kurz zuvor nahm Marco die komplette Abfahrt mit, von der ich noch ein, zwei Fotos machen konnte, bis es dann nach unten ging. Ich bin froh, dass mir Wobbles erspart blieben. Es ist mir immer wieder unbegreiflich, zu sehen, wie sicher man trotz hoher Geschwindigkeit auf lockeren Achsen stehen kann und nicht die Kontrolle verliert. Größten Respekt für diese Boardcontrol! Nachdem wir auch ähnliche Spots an Häusern mit Downhill gefunden hatten, war sowohl Marcos als auch meine Suche nach „typischen S.F.-Spots“ befriedigt. Ereignisreiche und erfolgreiche drei Wochen Kalifornien waren somit für mich zu Ende. Nun ging es auf die lange Rückreise von San Francisco nach Los Angeles, von Los Angeles nach Paris, von Paris nach Frankfurt und von Frankfurt mit der Bahn nach Hause. Ich hatte genügend Puffer eingeplant, was mir zu einer perfekten Reise mit planmäßiger Ankunft verhalf. Alles lief perfekt, nur mein Gepäck hatte nicht so viel Glück und blieb in Paris hängen. Total am Arsch war mir das natürlich egal, schließlich wollte ich nur ins Bett. Mit ein wenig Wehmut blicke ich zurück auf die unfassbar gute Zeit zusammen mit Marco und allen, die uns bei unserer kleinen Mission unterstützt haben und ein Teil davon waren. Ich hoffe, ich konnte damit einen kleinen Eindruck des Erlebten wiederspiegeln und hoffe natürlich auch, dass es Dir gefällt. Vielen Dank geht an dieser Stelle raus an alle, die Skateboarding unterstützen: Blue Tomato, Deluxe Distribution, Jason Lane, Ian Preut, Jennifer Charlene, Anders Nordlow, Anton Arratia, Victoria Taylor, Hillary Shanks, Briana King, Ash, Rafael, Mario Correa, Andrew Singh, unseren FlixBus-Fahrer, Tyler Schlatt, Mike KP, Kurt Haubenstein, Mikel Garmendia, Sean Korney, Lyft, 7/11 und El Rinconcito.

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