Titus Tornados – Zypern
ZYPERN
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Text & Fotos — Thomas Gentsch
Wer den Film-Klassiker „Independence Day“ kennt, wird sich sicher an das Zitat „Sie ziehen von Planet zu Planet, wie Heuschecken und sobald alle natürlichen Ressourcen auf dem einem verbraucht sind, ziehen sie zum nächsten“ erinnern. Oftmals kommt mir dieser Satz bei Skateboarding in Verbindung zu Metropolen oder Ländern auf dieser unserer schönen Erde in den Sinn, Barcelona vielleicht ausgenommen.
Skateboarder, die schon länger als 15 Jahre auf dem Board stehen, werden sich sicher an „Ausbeutung“ dieser Art erinnern. Von den alljährlichen Blueprint Trips nach Mallorca, über die, in der ersten Dekande des Jahrtausends sehr häufigen Trips aller erdenklichen Teams nach Bejing oder Shenzen in China – und ja, auch Zypern – stand damals bei allen verdammt hoch im Kurs: Adidas, LRG, Almost, ja sogar Titus Skateboards, alle hatten die östlichste Mittelmeer-Insel für sich entdeckt und flogen via Wien auf das Eiland. Doch nach einigen Jahren schien die Goldader erschöpft. Es wurde sehr still um die Insel, jedenfalls was internationale Skate-Touren angeht. Eine Insel bleibt eben eine Insel, allerdings im zypriotischen Fall mit einer Menge Geld.
Auch meine Wenigkeit konnte sich dem damaligen Hype nicht entziehen und so lernte ich vor genau 10 Jahren auf einem Limited Skateboarding Magazine Trip auf das ehemalige britische Kolonial-Terrain einen jungen Skateboarder namens Alex Kililis kennen. Der damals 16-jährige Schüler war sehr kommunikativ, hatte die Basics auf dem Skateboard drauf und wurde unser Spotguide, in wahrer Kiddie-Manier. Facebook war damals „der Shit“, wir wurden Freunde und hielten über all die Jahre stets den Kontakt aufrecht. Alex zog nach London, studierte dort 6 Jahre und zog danach wieder in die geliebte Heimat. „I‘m back, you have to come again!“ war sein Call Anfang 2021, der die Idee hervorbrachte, diese seit mindestens 5 Jahren von Teams „links liegen gelassene Insel“ erneut zu besuchen. Dieser Ruf sollte sich als der Beste des Jahres 2021 erweisen: „Back to Cyprus!“ Die Republik Zypern ist in seiner Größe überschaubar; in etwa dreimal so groß wie Mallorca, um es anschaulich für „den Deutschen“ zu erklären. Von dieser Fläche gehört etwa ein Drittel zum international nicht anerkannten türkischen Norden, der durch eine „grüne Pufferzone“ (kontrolliert durch UN Blauhelme) vom südlichen, griechisch-sprachigen Teil des Landes getrennt ist; mit einem Mietwagen kann man da nicht einfach rüberfahren.
Durch Nikosia, die Hautstadt des Landes, verläuft ein Teil der Grenze und der Übergang erinnert an „Ost- to Westberlin“ Verhältnisse bis zum Fall der Mauer. Englische Einflüsse sind in Form von Linksverkehr (und dem entsprechenden Rechtslenker) nicht aus dem Alltag wegzudenken. Somit hat der „gemeinhin mitteleuropäische reisende Skater“ ein ungewohntes, gleichsam motivierendes Abenteuer vor sich und ein „alles ist anders hier“- Feeling macht sich sofort nach der Landung breit, egal ob hinter dem Steuer oder einfach nur beim Überqueren der Straße: „Welcome to Cyprus“! „Welcome“ war in diesem Fall eine „kleine“ Abordnung des Titus Tornados Teams, eine bunte Mischung aus neuen Teamridern, internationalen Pros und deutschen Up-Comern. Wir hatten Flüge, die von Deutschland aus nach wie vor warum auch immer meist über Wien gehen, Unterkunft, und Mietwagen gebucht – das übliche Programm. Insgesamt 9 Personen – 7 Skater, Filmer Ansgar Wagemann und ich als Fotograf und TM – bewohnten für 9 Tage ein „Apartment-Hotel Studio“ im „Marianna“, was sich als komplette Etage, die keinerlei Wünsche offenließ, entpuppte.
3 Schlafzimmer, eine riesige Küche, Dachterrasse, 2 Bäder; es war einfach alles perfekt. Zudem hatte sich Alex extra die Woche freigenommen und war bereit, uns als ebenfalls verdammt gut skatender Spotguide tagtäglich zu begleiten: „Nothing more to ask for in Cyprus!“Nun ja, doch eins: Das Wetter, das sollte natürlich möglichst gut sein. Nach allen Vorbereitungen, die nötig waren, um den „CyprusFlightPass“ zum „Covid-freien Leben“ auf der Insel zu erlangen, hatten wir uns dieses redlich verdient. Leider sah die Wettervorhersage alles andere als ermutigend aus, sollte es doch 5 von unseren 9 Tagen auf Zypern regnen. Zudem hatte es die Woche zuvor jeden Tag 26 Grad und azurblauen Himmel, genau wie am Sonntag, dem Tag unserer Abreise – jedenfalls nach Vorhersage. Alex beruhigte mich jedoch: „No worries Gentsch, it‘s Cyprus, an Island, the weather is always good.“ Doch am ersten Tag, auf dem Weg zum ersten Spot begann es natürlich zu regnen. Es sollte der letzte Regen auf der gesamten Tour bleiben: „The weather never disappoints in Cyprus!“
Ebenso wenig enttäuschten die Spots, was allerdings kaum anders zu erwarten war. In 10 Jahren wurde vieles neu gebaut und altbekannte Spots hatten nichts an ihrer Güte verloren, wenn sie nicht sogar besser geworden waren. Bestes Beispiel ist der bekannte „LA-School Bump Kicker“, der durch ein Blumenbeet „geskatestoppt“ wurde, was ihn allerdings wiederum zu einem neuen Spot machte. Die berühmte Schule mit den überdachten 10er Stufen, den Blöcken, dem Manual und neuerdings auch nächtlicher Beleuchtung war natürlich gerade bei den Youngsters gefragt, aber auch das Fotografenherz wurde mit einem Trip an eine schäbige Hip in den Bergen beglückt. Da es ebenso wie hier um 17 Uhr dunkel wurde, fand das Skateboarding zu 50% nachts statt, was jedoch bei 20° Celsius eher Genuss als Belastung war. An Alex letztem Abend vor seinem Wochenendtrip nach London ging es an den besagten Kicker und er wusste, mit welchem Trick er mich glücklich machen konnte: Einem Impossible.
Allerdings hatte Alex einen Tisch im besten Fischrestaurant in Limassol gebucht, die Zeit wurde knapp und das „OK, one more try“ nahm seinen Lauf. Das ganze Team drückte die Daumen, Alex schaffte den Trick und wurde nach der ersten Runde Getränke im Restaurant von der gesamten Crew zur absoluten Überraschung des Abends als neuer Teamrider willkommen geheißen. Gut, dass er den Impossible noch geschafft hatte. „We hereby welcome Alexandros Kililis as our first teamrider in Cyprus!“ Auch wenn es gegen Ende des Trips leichte „Ermüdungserscheinungen“ gab, was nach 8 Tagen Skateboarding am Stück wohl kaum verwunderlich ist, waren Stimmung und Harmonie in unserer Crew stets auf einem Allzeithoch. Es gab nahezu keine Busts, das Wetter war traumhaft, keiner hatte sich verletzt und die beiden Mietwagen hatten auch keinen Kratzer. „Skateboarding is an international ticket to friendship“ cointe einer von Alex Homies und ich konnte ihm nur zustimmen.
Ein Trip, auf dem es einfach nichts zu bemängeln gab, auf eine Insel, die nach ihrer skate-technischen Regeneration wieder in alter neuer Frische erstrahlt. Ach so, übrigens erfuhren wir, dass einen Monat zuvor das Antiz Team da gewesen war. Sind die Heuschrecken also schon wieder auf dem Weg?! „To everyone reading this, please never go to Cyprus!“