Rotterdam – Artikel & Clip
ROTTERDAM
ROTTERDAM
Fotos / Fabian Reichenbach & Stefan Gotti
Text /Nico Uhler
Ein Slam nach dem anderen, immer wieder kleine Kinder und deren Eltern in der An- und Ausfahrt, ein durchgebranntes Blitzlicht und eine nicht besonders vielversprechende Wettevorhersage für die kommenden Tage: Ungefähr so begann unsere Tour nach Rotterdam. Eigentlich wollten wir mit dem 16-jährigen Andrei Balaban noch einen „Pre-Trip Banger“ in Luxemburg eintüten, doch das Rail, welches sich Andrei ausgesucht hatte – und das mehr Stufen zählt als er alt ist – wollte sich nicht bezwingen lassen. Aus zwei Stunden Verspätung, die wir am Spot gesammelt hatten, wurden knapp vier, da es nun galt, auf dem Weg noch ein neues Blitzlicht aufzutreiben und sich im Feierabendverkehr um Brüssel herumzustauen.
Wenn man dann aber von der ganzen Crew am Westblaak Skatepark empfangen und mit ein paar Bieren versorgt wird, ist die Stimmung gleich wieder ganz oben – so weit oben, dass man sich erstmal ein wenig Team-Building in Form eines langen Partyabends gönnt. Der Wetterbericht war eh mies und außerdem war unsere Crew, zumindest in dieser Konstellation, noch nie zusammengekommen. Jan Hoffmann, Valentin Ott und Markus Blessing a.k.a. „The Calculator“ waren eingeflogen. Markus Titus-Teamkollege Jelle Maatman gesellte sich aus Arnhem dazu und sollte jede Session wie ein wahrer Rockstar mit guter Musik und richtig viel Hype versorgen. Außerdem schockte er regelmäßig mit den unwahrscheinlichsten Ausfahrten, egal, ob auf gebrochenem Board oder mit Slams in Momenten, in denen eigentlich schon alles vorbei sein sollte.
Als Spotguides und lokale Ripper sollte uns die Boombap Crew um Wouter de Jong, Dirk Middelkoop, Donny Janssen, Jeff Smit und Filmer Marc Bolhuis beinahe täglich begleiten. Auch Kim Butter stieß bei der ein oder anderen Session mit dazu, musste sich über die Woche hinweg aber größtenteils auf die Vorbereitungen zu einer Demonstration konzentrieren, dazu aber später mehr.
Das Team-Building trug jedenfalls seine Früchte, denn obgleich Wouter das Board im Pool Café erstmal so dermaßen auskam, dass es Jan mit einem vollen Drink in der Hand abschoss, machten die beiden ein paar Tage später Doubles im Bowl. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war, dass wir letztendlich von der Sonne geweckt wurden. So zeichnete sich ab, was eigentlich für die gesamte Tour gelten würde: Trotz (Dauer-)Regenmeldungen gab es nämlich an jedem Tag genug trockene Stunden, um richtig viel skaten gehen zu können. Somit starteten wir die Tour mit einer ersten richtigen Session am Museumpark.
Rotterdam ist die zweitgrößte Stadt der Niederlande mit dem größten Seehafen Europas. Manche Schiffe, die durch die Nieuwe Maas, den die Stadt in Nord und Süd teilenden Fluss, manövriert werden, sind so gewaltig, dass man sie auf den ersten Blick oder aus der Ferne auch gerne mal mit einem Hochhaus verwechselt. Nichtsdestotrotz sind die meisten (bekannteren) Spots im Stadtzentrum nördlich der Nieuwe Maas ziemlich nah beieinander und einfach mit dem Board zu erreichen. So bewegten wir uns auch an den meisten Tagen fort: Über roughe Gehsteige, Straßen aus Backstein und smoothe Fahrradwege, vorbei an historischen Gebäuden auf der einen und Wolkenkratzern auf der anderen Seite, die einem stellenweise das Gefühl vermittelten, in New York zu sein.
Die architektonische Divergenz Rotterdams ist zum großen Teil auf die schwere Bombardierung im zweiten Weltkrieg und den anschließenden Wiederaufbau/Neubau der Stadt zurückzuführen. Bis heute zeichnen rote Lichter auf den Gehsteigen der Stadt Einschlagsorte von Bomben entlang der sogenannte Feuerlinie nach und nicht selten folgten wir diesen Lichtern auf dem Weg von Spot zu Spot. Von Seitenstraßen, in denen wir beispielsweise einen Stromkasten fanden, der sich von einer Mauer aus als Gap fahren ließ, bis hin zu Klassikern wie dem Maritiem Museum oder der als skatebar konzipierten, hölzernen Skulptur „Twist and Shout“ von Martand Khosla direkt an der Erasmusbrücke, welche den meisten Skatern wohl eher als die „Welle“ bekannt sein dürfte.
Eben dort, wo Tim Zom in „This Is Not The New Bombaklats Video“ (2019) einen Boardslide für die Geschichtsbücher machte, besuchten uns zur Mitte der Tour unsere Freunde von Reell, Jeffrey Esguerra, Lenni Janssen und Tomasz Mielcarek. Während Tim, der derzeit übrigens an einem neuen Videoprojekt mit Marc und Wouter arbeitet, gefühlt jeder Spot in Rotterdam gehört, gilt gleiches für Sebastiaan Vijverberg, ebenfalls Bombaklats Veteran, und das im nur 20 Kilometer entfernten Den Haag. Natürlich ließen wir uns einen Abstecher dorthin nicht nehmen und Sebas schaffte es sogar, uns nicht nur zu spotguiden, sondern auch noch selbst abzuliefern, obwohl er an dem Tag noch so einiges als Vans Holland TM zu erledigen hatte. Dankjewel!
Eben dort, wo Tim Zom in „This Is Not The New Bombaklats Video“ (2019) einen Boardslide für die Geschichtsbücher machte, besuchten uns zur Mitte der Tour unsere Freunde von Reell, Jeffrey Esguerra, Lenni Janssen und Tomasz Mielcarek. Während Tim, der derzeit übrigens an einem neuen Videoprojekt mit Marc und Wouter arbeitet, gefühlt jeder Spot in Rotterdam gehört, gilt gleiches für Sebastiaan Vijverberg, ebenfalls Bombaklats Veteran, und das im nur 20 Kilometer entfernten Den Haag. Natürlich ließen wir uns einen Abstecher dorthin nicht nehmen und Sebas schaffte es sogar, uns nicht nur zu spotguiden, sondern auch noch selbst abzuliefern, obwohl er an dem Tag noch so einiges als Vans Holland TM zu erledigen hatte. Dankjewel!
Zurück in Rotterdam gab unsere Crew nochmals richtig Gas, was auch Fabian Reichenbach dazu animierte, sich selbst noch ein paar Clips abzuholen, nachdem alle Fotos im Kasten waren. Letzter Spot für die Crew in fast voller Besetzung waren die sogenannten „DGK Ledges“, ein paar Low to Highs, an denen eigentlich schon alles gemacht worden war. Während Jelle und Markus gemeinsam Seil sprangen – ästhetischer kann wahre Crewlove nicht aussehen – und zusammen mit Jan für den Hype sorgten, griff Valle nochmals tief in die Trickkiste und schaffte es irgendwie, einen Nollie One Foot Backside Smith Grind so richtig gut aussehen zu lassen. Zwar war der Tag noch jung, als Valle ausgefahren war, doch es sollte zumindest an diesem Tag keine weiteren Missionen mehr geben. Stattdessen brachten wir die Kameras zurück in unsere Wohnung, genossen die Sonne, hingen noch ein wenig am Museumpark ab und schenkten einigen Kids und Locals unsere alten Decks.
Egal wie durch ein Board auch sein mag, egal wie viele Chips oder Cracks es haben mag, es gibt immer auch SkaterInnen, die noch viel morschere Planken fahren und sich über jedes Upgrade freuen – und es lohnt sich, das im Hinterkopf zu behalten, wenn man das nächste Mal aus Frust ein Board durchtreten will. Als das Ende der Tour nahte und sich die meisten von uns auf den Heimweg nach Deutschland machten, taten wir dies mit äußerst gemischten Gefühlen. Denn selbstverständlich hatten uns die Nachrichten von den schweren Hochwassern in weiten Teilen Deutschlands (sowie auch in Belgien und Luxemburg) erreicht. Während wir vom Regen verschont geblieben waren, jeden Tag skaten konnten und Aperol Spritz in der Sonne tranken, war es nur ein paar hundert Kilometer weiter östlich zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte gekommen. Skateboarding ist ein Refugium und man vergisst schnell mal alles, was um einen herum geschieht; solche Nachrichten erden.
Aber egal, wie bedeutungslos Skateboarding im Vergleich zu solchen Nachrichten auch sein mag, so geht das Leben weiter und wir schafften es dennoch, uns am letzten Tag auf das zu konzentrieren, weshalb wir nach Rotterdam gekommen waren. Gemeinsam mit der Boombap Crew tüteten wir noch ein paar letzte Clips und Fotos ein, bevor es dann zum Abschluss der Tour zurück zum Museumpark ging. Dort fand nämlich die Demonstration statt, die Kim und ein paar andere auf freiwilliger Basis organisiert hatten:
Gegen die Pläne der Stadt Rotterdam, das Gelände zu grundsanieren (und unskatebar zu machen) und für den Erhalt eines historischen Skatespots und beliebten Treffpunkts im öffentlichen Raum für junge Menschen und Freigeister jeder Art. Für weitere Informationen und zur Unterstützung der Skateszene Rotterdams (sowie auch anderer Szenen) lohnt es sich, @save.museum.park zu folgen. Letztendlich sollte die Demo aber doch nicht den Abschluss der Tour darstellen, denn die dortige Atmosphäre hatte nochmals das Feuer in Donny für einen „End-of-the-trip Banger“ entfacht. So begaben wir uns spätabends noch zu einem Gap in der Vorstadt Hoogvliet, wo wir Zeugen eines erneuten zweistündigen Kampfes wurden, welcher ironischerweise wie auch Andreis Kampf zu Beginn der Tour ohne Erfolg endete. Donny landete seinen Trick zigmal, doch die Ausfahrt blieb ihm leider so lange verwehrt, bis er nicht einmal mehr gehen konnte. Nächstes Mal, Donny! Großer Dank geht raus an DC Shoes, Reell, Titus, Vans, Emerica und Volcom.