JEAN WEFELD – INTERVIEW

INTERVIEW_ISSUE 26

JEAN
WEFELD

FOTOS: FABIAN REICHENBACH

„Jean Gerrit zu beschreiben ist im Prinzip ganz einfach: Man nimmt einen vernünftigen, vorsichtigen und langweiligen Menschen und subtrahiert Vernunft, Vorsicht und Langeweile. Carlos, wie er zu seiner Sturm-und-Drangzeit meistens genannt wurde, ist eher mit einer Lawine zu vergleichen. Wenn es los geht, geht es los! Es gibt dann kein zurück mehr bis entweder er, das Deck oder der Trick erlegt ist. Er hat diesen natürlichen Instinkt eines geborenen Moshers, den ich so sonst nur noch bei Willow gesehen habe. Sie fühlen und sehen, ob sie einen Trick „nehmen“ können. Er gehört zu dieser Art Skatern, die einfach Talent haben und denen viele Dinge schlicht in den Schoß fallen. Das heisst nicht, dass er für seine Tricks nicht arbeiten muss. Wenn er aber zum Beispiel einen fetten Trick dicke Stufen machen will kann man sich sicher sein, dass der Backside 180 und der Kickflip schon weggefahren sind, bis man überhaupt den Reißverschluss des Filmrucksacks aufgemacht hat „    — Ingo Bremmes 

YOU GOTTA PAY TO PLAY

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Hi, Jean! Verrate mir mal, wie man deinen Namen richtig ausspricht? Ok, hier in Skype ist es schwierig, die Aussprache zu demonstrieren, aber ich würde sagen französisch eben.

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Also weniger wie die Jeans und mehr wie Sean Connery… oder gleich wie Jean-Claude Van Damme. Genau der. Der Name verspricht schon den Spagat zwischen zwei LKWs! Natürlich gibt es da eine Hintergrundgeschichte zu meinem Spitznamen Carlos Diaz, die ziemlich verwirrend ist. Ich erzähle mal die Kurzfassung: Ich habe den Namen von meinem Bruder geerbt und seitdem, naja, aufgezwungen bekommen. Letztendlich habe ich mich daran gewöhnt.

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Und die Langfassung?Wir sind um 2000 rum ins schöne Bensheim an der Bergstraße gezogen. Als mein Bruder eines Tages mit einem Skateboard nach Hause kam, wollte das ganze Haus auf einmal auch Skateboard fahren. Soweit so gut…als ich dann zum ersten Mal am Skatepark war, fragten mich die Bekannten von meinem Bruder, wie ich denn heiße. Meine Antwort „Jean Gerrit“ wurde einfach übergangen, da sie schon wussten, dass ich der Bruder von einem José Carlos Diaz bin. „Schohhh? Das kann man einfach nicht aussprechen. Wir nennen dich jetzt kleiner José Carlos, José’s Bruder, „Carlos Diaz“. Mein persönlicher Favorit war „Carlos Di-arsch“.

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EVAN SMITH IS SO REAL!

Ok, Carlos! Also du heißt Wefeld und dein Bruder Diaz? So sieht es aus. Wie ich merke, sind wir also jetzt bei „Carlos“. So schnell kann es gehen! Ich glaube aber auch, dass das Leuten lyrischer von der Zunge geht. Aber „Carlos“ ist schon okay für mich.

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Ok, gut. Und woher kommt das Französische? Ist das auf „Jean“ bezogen? Ja, weil „Carlos“ nicht wirklich französisch klingt! Als meine Eltern meinen Namen ausgesucht haben, wollten sie, dass er mit „J“ anfängt, wie bei meinem Bruder. Da José übersetzt Johannes heißt, entschieden sie sich für den französischen Namen Jean für Johannes. Eigentlich ganz simpel!

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Verstehe, ist echt simpel. Du hast ja heute frei. Wie würde denn dein Tag aussehen, wenn wir jetzt nicht das Interview machen würden? Zurzeit bin ich leider verletzt und probiere so gut wie möglich, mein Knie und den Knöchel zu schonen. Bock zu Skaten hab ich schon, aber dann muss auch das Wetter mitspielen und Zeit muss man auch haben. Außerdem muss ich die Uni auch noch irgendwo dazwischen schieben. Danach treffe ich dann entweder die Posse oder verbringe einen ruhigen Abend mit der Lady. Dazu kommt halt noch, dass es Winter wird. Demnächst geht es nochmal mit Faby (Reichenbach) in die Schweiz zu den Colourgroup Jungs, die ihr Video „ tell it like it is „ präsentieren. Die Jungs sind der Hammer! Und das ist dann wieder eine richtige Motivation für mich richtig core Skaten zu gehen. Shout outs to Colourgroup and My Doggie Lino!

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Gut! Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, wie ein normaler freier Tag bei dir aussieht…haha! Sorry, wohl etwas abgeschweift! Erstmals aufstehen, essen, je nach Wetter checken, was die kacki Crew hier in Darmstadt vorhat. Mit denen Skaten gehen, bis ich abends dann nach Hause komme und entscheide: Lady oder Posse steil gehen. Casual Friday!

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Hast du irgendwelche geheimen Hobbies? Zum Beispiel als Gruselclown kleine Kinder erschrecken? Ja. Bei der Kirmes in unserer Stadt hab’ ich first try mit diesen unmöglichen „Greifern“ zwei Uhren auf einen Schlag gezogen. Aber sonst wüsste ich nicht, was noch so in die Kategorie „geheime Hobbies“ fallen würde. Vielleicht noch Edward-Szlato-Hands.

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Erzähl! Was sind das für Hands? Alter…hahaha! Mein Freund Maxi hat mich mal nach einer Session zu sich eingeladen, um Edward 40 Hands zu, naja,  „spielen“. Nur, dass man sich statt zwei 0,5 Liter Flaschen, einfach zwei 1,5 l Flaschen billig Plastik-Bier aus dem nahe gelegenen Teegut namens „Szlatopramen“ an die Hände klebt und diese dann vernichten muss. Das Zeug schmeckt wie Hölle. Doch trotzdem, it made my day!

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Und wieso muss man die Flaschen an die Hände kleben? Klo-Verbot, Handy-Verbot, generell Hand-Verbot bis beide leer sind!

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Haha…ok, das klingt geil! Ich glaube, das war das upcoming Game für 2016.

Nee du, DAS Game 2016 waren die Pokemongos. Wir haben ein Portrait von dir, auf dem du von oben bis unten voller Schürfwunden bist. Was hast du an dem Tag angestellt? Hm, da muss ich überlegen…ist schon öfter vorgekommen. You gotta pay to play! Schätze, das ist das Foto von der DC Tour, das Fabi am ersten Tag geschossen hat.

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Für welchen Trick hast du denn am meisten kassiert? Da gibt es viele. Tre flip auf dem hässlichsten 12 Stufen Spot in unserer Stadt mit dem unmöglichsten Boden. Zwei Stunden lang ständig in den Rillen hängen geblieben und beim Slamen den Unterarm auf den Bordstein gehauen. Der sah danach so aus, wie der von Cole nach Wallenberg. Die Beule ist auch nie ganz zurückgegangen und erinnert mich immer daran. Aber das Foto, von dem du gesprochen hast, ist, glaube ich, nach einem einem Ollie über 4 Stufen und ein 12 Fuß Gitter entstanden. Dreimal Hang up gehabt und ja, der Boden war dann doch nicht so glatt, wie er aussah und sich skaten lies.

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Wie war die DC Tour für dich? Vor allem, mit Evan Smith unterwegs zu sein? Das war das Allerbeste in meinem Leben, ehrlich! Wieder mal rauszukommen und zu traveln mit Leuten, die man länger nicht gesehen hat, neuen Leuten, mit denen man sich auf Anhieb verstanden hat und – als Sahnehäubchen – mit den krassesten und nettesten Ami-Pros. Evan Smith ist so real! Außerdem ist er der netteste und kreativste Typ abseits des Boards. Nicht zu vergessen Matt Miller, der auch so down war. Beste Tour überhaupt! Das hat in mir auch wieder das alte Skategefühl geweckt wie damals als Skatekid, als man, egal was war, nur raus wollte zum Skaten. Auf Tour zu sein, ist halt ein anderes Gefühl. Du skatest anders, du bist körperlich viel kaputter am Ende des Tages, aber so, dass es sich gut anfühlt und du am nächsten Tag mit dem härtesten Muskelkater wieder um 10 Uhr zum nächsten Spot fährst.

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Wieso ist Evan der kreativste Typ abseits des Boards? Wieso?!? Ja, erzähl uns, wieso. Wir waren ja nicht dabei auf Tour. Wir kamen alle aus unseren Hotelzimmern und trafen uns vor dem Hotel. Evan hatte ein offenes Holzfällerhemd an und dazu eine Krawatte mit Weltall-Print und Red Hot Chilli Peppers Handschuhe, die bis über die Handgelenke gingen. Außerdem trug er seinen weißen Evan High, den er noch mit Neon Farben angemalt hatte – Neon-Gelb, Neon-Grün, Neon-Pink! Außerdem wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, dass er die meisten seiner Partsongs selber aufgenommen und eingesungen hatte, was ich ziemlich geil fand, da die Songs auch Killer sind.

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Wir wollen noch mehr abgefahrene Stories über Evan hören!

Ok, Moment. Die Story, als wir ihn in München abgeholt haben. Da war Street League gerade zu Ende und als erster Tour-Stop war Passau geplant. Als wir ihn also in München abholten, kam Evan barfuß mit einer Tüte Obst um die Ecke geskatet, begrüßte uns erstmal super freundlich und chillte sich dann zu uns. Mein Roommate Lino erzählte mir anschließend von Evan und dieser ganzen no Hotels Sache, über die Marders Arpse mal so einen kleinen Bericht gepostet hatte. Darin steht, dass Evan immer in seinem Wal Mart Zelt vor den Hotels übernachtet, obwohl er Hotelzimmer auf seinem Namen gebucht bekommt. Das fand ich ziemlich abgefahren, weil Evan ja eigentlich gerade zimperlich skatet.

KLO VERBOT, HANDY VERBOT, GENERELL HANDVERBOT

jean-wefeld-Fs-Flip-Reichenbach

Am Abend also, nachdem wir in Passau durch waren, fuhren wir auf eine Aussichtsplattform, wo wir erstmal ein bisschen mit den Leuten vom Skateshop abhingen. Der Shop-Besitzer lud uns anschließend noch in seinen Garten ein, um dort am Lagerfeuer abzuhängen. Evan fragte nur, ob es Schnaps gibt, weil er richtig Bock darauf hatte…hahaha. Auf jeden Fall ist Evan dann nachts verschwunden mit den Leuten vom Shop. Am nächsten Morgen musste Lino früher raus, da er um 10 Uhr (!!!) noch schnell eine Line filmen wollte, bevor wir in die nächste Stadt fuhren. Evan kam so um 12 Uhr in die Lobby, schaute alle fragend an und wollte wissen, wo wir denn geblieben wären. Er hatte nämlich seit 9 Uhr am Spot gewartet. Später habe ich erfahren, dass er im Garten gezeltet und sich mit den anderen richtig einen reingestellt hatte. Trotzdem war er als Erster am Spot. Ledermantel hat mir vor ein paar Wochen erzählt, dass dieser Garten auch circa eine Stunde entfernt in der Nähe von München lag, was noch abgefahrener war! Trotzdem sah er weder fertig, noch müde aus. Ihm hätte ich auf jeden Fall zugetraut, an dem Morgen das nächste Set zu fahren. Boah, ein bisschen durcheinander mein roter Faden. Ich hoffe, das geht klar…bin noch etwas müde!

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Haha, ja schon etwas durcheinander…du hast nicht zufälligerweise gestern auch im Zelt übernachtet? Nee, noch bis 3 Uhr was für die Uni gemacht.

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Könntest du dir vorstellen, bei einer Skatetour nur zu campen? Hm…ehrlich gesagt wäre das gar kein Problem. Hauptsache, man ist auf Tour und die Erfahrungen, die man sammelt, sind es auf jeden Fall wert, auf ein Bett zu verzichten. Aber wenn man gut fertig ist, ist es schon toll, ein Bett zur Regeneration zu haben. Außerdem hab’ ich das schon zweimal gemacht in Paris mit Skateboard Travel.

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So…kommen wir mal zu deinen Basics: Wie alt bist du? Wie lange skatest du schon? Welche Sponsoren hast du? Wo wohnst du? Ich bin 24 Jahre alt, skate seit 12-13 Jahren, wohne in Darmstadt und fahre für das DC Deutschland Team und über Urban Supplies für Plan B, Spitfire und Thunder. Hier nochmal Danke ans Urban Supplies Team, an Flo Hansper und Marcus Ludwig!

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Sehr schön! Hiermit kommen wir auch zum Ende unseres Interviews. Noch einen letzten Gruß an die Homies?

Auf jeden Fall! Ich grüße meine Familie, meinen Bruder und Namensgeber, Hannah, Felix, Newchurch, Gentsch, Faby, Flo Hansper, Marcus Ludwig, Lino, Color Group, KC Crew und jeden, den ich vergessen habe. Danke an alle, die es mir möglich gemacht haben, dieses Interview zu geben. Danke auch dir, Phil! Ich hoffe auf mehr Präsenz von mir. Peace!

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