TOTTI HERRMANN’S (-3T) PART

TOTTI HERRMANN

(-3T) PART

BY FREDERICK SCHNEIDER

TOTTI
HERRMANN
(-3T) PART

BY FREDERICK SCHNEIDER

Photography / Konstantin Behringer, Olli Hausmann, Nils Heidtmann

Interview / Nico Uhler

Homie/Szene Full Lengths vermögen es ganze Städte zusammenzuschweißen. „Tü Town“ hat dies in Tübingen getan und dafür gesorgt, dass u.a. Totti Herrmann und Filmer Frederick Schneider direkt weitermachen wollten. Ein Jahr nach dem Release vom Full Length, freuen wir uns also Totti’s neuen Part zu präsentieren; mit ordentlich Gastauftritten von der brett-à-porter Crew. Und wie man auf der Jagd nach einem anderen Ender zum Staatsexamen für angehende Zahnmediziner*innen wird, erfahrt Ihr im dazugehörigen Interview, welches wir mit Totti und Freddy führen durften.

Wo kommt eigentlich Dein Name her, Totti?

 

(T) Das ist ein Spitzname und der kommt aus der Zeit als ich noch ein kleiner Scheißer war und Tennis gespielt habe. Mein Trainer hat mich immer so genannt, aber ich habe keine Ahnung wie er von Thorsten auf Totti kam.

 

Wie lange hast Du denn Tennis gespielt und glaubst Du, dass Du vom Tennisspielen irgendetwas fürs Skaten mitgenommen hast?

 

(T) Ich habe ungefähr 15 Jahre lang Tennis gespielt. Meine Eltern haben mich von klein auf mit auf den Tennisplatz genommen. Irgendwann hatte ich auch Bock und habe ab dem fünften Lebensjahr angefangen selbst Tennis zu spielen. Ich bin tatsächlich auch relativ gut geworden, habe für Böblingen gespielt, hatte drei bis vier mal die Woche Training und war am Wochenende sehr oft auf Spielen oder Turnieren. Aber irgendwann hatte ich keinen Bock mehr zu bestimmten Zeiten irgendwo auftauchen zu müssen, obwohl ich eigentlich gar nicht wirklich wollte. Ab dem Moment an dem ich Skaten angefangen habe – damals war ich 14 -, habe ich halt ein ganz starkes Kontrastprogramm kennenlernen dürfen. Man geht skaten, wann man will, ohne dem Druck zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein zu müssen. Es war ein fließender Übergang: Das Skaten ist immer mehr geworden, das Tennisspielen immer weniger und mit 19 habe ich dann ganz mit dem Tennis aufgehört. Ob ich etwas vom Tennisspielen fürs Skaten mitgenommen habe, weiß ich nicht so genau… eventuell ein bisschen Disziplin und Durchhaltevermögen, wobei ich mir bei der Disziplin gar nicht so sicher bin. Ich bin beim Tennisspielen immer ziemlich schnell pissed geworden und habe meinen Schläger rumgeworfen (lacht). Was ich aber wahrscheinlich mitgenommen habe, sind gute Knöchel und Bänder. Ich habe nämlich so gut wie nie Probleme mit Umknickern oder so und ich glaube, dass das dem Sandplatzspielen in jungen Jahren zu verdanken ist. Da bist Du die ganze Zeit am rumsliden – mehr oder weniger breitbeinig – und da wurden meine Bänder gut gefordert, sodass ich denen jetzt wirklich viel zumuten kann (lacht). Naja, das ist zumindest meine Theorie.

 

Unüberdehnbare Bänder also?! Das hört sich nach einem Traum an. Bevor wir vom Tennis zum Skaten kommen, erzähl uns doch bitte noch kurz was Thorsten Hermann ansonsten so im Leben macht!

 

(T) Ich studiere noch: Soziologie im Hauptfach und Ethnologie im Nebenfach. Das zieht sich jetzt zwar schon eine ganze Weile hin, aber ich habe vor den Bachelor im nächsten Semester fertig zu machen. Nebenbei arbeite ich im brett-à-porter Skateshop hier in Tübingen. Aber abgesehen davon mache ich eigentlich nicht viel außer Skaten (lacht). Wobei ich im Moment gar nicht skaten kann… Verletzungspause. Es wäre also eigentlich ein guter Zeitpunkt, um den Abschluss vom Bachelor mal in Angriff zu nehmen. Dafür muss ich mir jetzt wirklich mal in den Arsch treten. 

Totti-3T7

Wie kam es denn zur Verletzungspause beziehungsweise was ist passiert? Und wie lange bist Du jetzt raus?

 

(T) Wir wollten eigentlich noch einen anderen Ender für den Part filmen und nachdem das über die letzten zwei Monate hinweg nicht geklappt, habe ich sozusagen am letztmöglichen Tag noch einen Trick an den großen 4er Blöcken in Tübingen probieren wollen. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass es gut laufen würde, aber der Mindfuck von einem anderen Slam, den ich mir ein paar Wochen vorher gegönnt hatte, saß dann doch zu tief. Ich hab mein Board viel zu oft weggekickt und als ich mich dann endlich – mehr oder weniger gewaltsam – draufstellen wollte, kam das Board natürlich nicht richtig unter die Füße zurück. Naja, ich bin auch noch einen Schuh geskatet, der schon komplett durch war und das Resultat war, dass ich mir bei der Landung die Ferse ordentlich geprellt oder vielleicht sogar gebrochen habe. Was genau los ist, weiß ich nicht so genau, aber ich kann zumindest schon wieder etwas besser rumhumpeln als noch vor ein paar Tagen. Ein paar Wochen bin ich jetzt aber ganz bestimmt raus. 

 

Gute Besserung schonmal! Mit dem anderen Slam, den Du gerade erwähnt hast, meinst Du den vom Schlossplatz in Stuttgart, oder? Aus der Entfernung habe ich ja ein bisschen mitbekommen, wie Ihr Beide während der kältesten Jahreszeit mehrmals versucht habt einen anderen Ender zu kriegen. Obwohl es ja letztendlich nichts wurde, könnt Ihr uns vielleicht einen kleinen Einblick in Eure Enderjagd geben?

 

(F) Wir sollten den Part ja Anfang Dezember für die Video Night in Berlin fertig haben und deswegen hat sich Totti dann knapp einen Monat vorher das Double Set am Schlossplatz runtergeschmissen. Er ist auch ein paar Mal auf dem Board gelandet und obwohl es echt gut aussah, ist es an dem Tag und allgemein vor der Video Night nichts mehr mit dem Trick geworden. Wir sind dann schon ein paar Tage vor der Video Night nach Berlin gefahren und hatten unter anderem an den 9ern in der Dreispitzpassage noch eine gute Session. Da gingen bei Totti einfach mal vier Tricks in einer halben Stunde (lacht), aber eben auch nichts, was man als Ender hätte verwenden können. Für die Premiere in Berlin ist es dann also beim 360 Flip am Double Set geblieben, aber für unsere kleine private Premiere in Tübingen wollten wir unbedingt nochmal zum Schlossplatz zurück. Aber dazu kannst Du ja vielleicht mehr erzählen, Totti?

 

(T) Also zuerst einmal muss man sich eingestehen, dass es wirklich nicht die beste Jahreszeit war, um den Spot zu fahren (lacht). Wir waren einen Tag vor der Tübingen Premiere da und ganz ehrlich gesagt, habe ich es nicht einmal richtig gefühlt. Aber ich wollte unbedingt den Clip haben. Deswegen habe ich es trotzdem probiert und wie Ihr ja wisst, ist das nicht so Bombe gelaufen. Ich wollte mein Brett wegkicken, aber das hab ich scheinbar nicht gemacht. Mein Board ist falsch herum am Boden gelandet, ich bin drauf gelandet und es hat mir die Beine komplett weggezogen. Schöner Faceplant, Platzwunde am Kinn und drei Vorderzähne abgebrochen… Das war es dann.

Totti-3T3
Totti-3T2

Der Slam ist auf jeden Fall brutal und wirklich das Letzte was man braucht. Konntest Du Dir die Zähne schon fixen lassen beziehungsweise wie geht man so einen worst case überhaupt an? Gerade wenn es um Zähne geht, bleibt man ja auch schnell mal selbst auf krassen Kosten sitzen, außer man hat irgendwelche Zusatzversicherungen, oder?

 

(T) Ich glaube die Krankenkasse übernimmt tatsächlich nur 40 oder 50 Prozent. Deswegen dachte ich, dass es richtig teuer werden würde. Aber hier in Tübingen gibt es einen Zahnarzt, der früher auch geskatet ist und teilweise auch immer noch skatet. Dank ihm konnten wir meine Zahnreparatur über die Universitätsklinik in Tübingen laufen lassen. Ich bin zum Patient von Zahnmedizinstudierenden im Staatsexamen geworden (lacht). Ich war gestern da, um mir den ersten Zahn richten zu lassen, heute wird der zweite Zahn gerichtet und der Dritte folgt irgendwann demnächst. Dadurch wird das Ganze verhältnismäßig billig für mich. Und am Ende reichen dafür wahrscheinlich sogar die Spenden von unserer Premiere in Tübingen (lacht). Ich kann mich also nicht beschweren und bedanke mich wirklich bei allen, die auf unserer Premiere in Tübingen ein paar Spenden dagelassen haben. Freddy hatte dafür sogar noch eine Extraversion vom Video geschnitten und das alles organisiert.

 

(F) Naja, bei den meisten Videopremieren in Tübingen hatten wir ja schon Spendenkässchen, um die Videos oder Skateboarding in der Stadt im Allgemeinen zu supporten. Das war auch der Plan für die Premiere im Schlachthaus und nachdem am Vortag eben Totti’s Slam am Schlossplatz passiert ist, war es für uns alle das einzig Sinnvolle, die Spenden dieses Mal für Totti’s Zähne zu sammeln. Aber anstatt in meiner dreiminütigen Vorrede irgendetwas von einem Slam zu erzählen, habe ich lieber eine neue Premierenversion vom Part geschnitten, in der man am Ende auch ganz offensichtlich den Slam sieht. Als der dann gezeigt wurde ging auch erstmal ein Raunen durch den Raum. Die Leute haben aber echt cool reagiert, Mitgefühl gezeigt und ordentlich supported. Wir haben an dem Abend knapp 400€ Spenden sammeln können und nachdem Totti dann auch noch das Glück hatte seine Zahnreparatur an der Universitätsklinik gemacht zu bekommen, bleiben jetzt keine Restkosten mehr. An sich die unglücklichste Ausgangssituation, aber letztendlich alles optimal gelaufen (lacht). 

 

Vom Staatsexamen für angehende Zahnmediziner*innen nochmals zurück zum Jumpen. Was war es denn was Dich oder Euch angetrieben hat, nach dem 360 Flip am Double Set, mitten im Winter, noch einen obendrauf setzen zu wollen? Und woher kommt allgemein der Antrieb sich mit 30 Jahren nach wie vor Gaps und Stufensets runterzuschmeißen?

 

(T) ”Nach wie vor” kann man eigentlich gar nicht sagen (lacht) Früher bin ich nämlich kaum Gaps oder Stufen gefahren. Ich habe erst in den letzten zwei Jahren so richtig Spaß daran gefunden. Sessions wie in der Passage in Berlin oder auch wie am Double Set, wenn Confidence und Commitment da sind, fühlen sich einfach richtig gut an. Wenn es aber um die Footage oder vor allem um einen Part geht, fühlt es sich halt weird an einen Trick als Ender zu benutzen, der relativ schnell gegangen ist; vor allem wenn man davor einen noch geileren Ender probiert hat. So war es halt bei dem 360 Flip und ich denke, dass ich deswegen noch unbedingt einen drauf setzen wollte. Aber naja, nach dem Slam am Schlossplatz und der Verletzungspause, die ich gerade machen muss, muss ich wahrscheinlich erstmal wieder Confidence und Commitment aufbauen (lacht). 

Totti-3T5
Totti-3T8

Vielleicht kann Vitus (Haas) ja dabei helfen?! Den kleinen Mann durfte ich kennenlernen, als wir dieses Jahr gemeinsam in Luxemburg unterwegs waren und er hat ja auch ein paar Guest-Tricks im Part. Für einen 14-Jährigen schockt er auf jeden Fall richtig. Wo habt Ihr ihn aufgegabelt und was geht bei ihm so?

 

(T) Aufgegabelt haben wir ihn wahrscheinlich, weil er im gleichen Haus wie Olli (Hausmann) wohnt. Er skatet erst seit ungefähr drei Jahren, aber geht schon übelst ab. Der Junge hat Talent und mit ihm kann man schon auch mal jumpen gehen.

 

(F) Was ich sehr an Vitus schätze, ist, dass er für sein Alter schon ziemlich reif ist. Fokussiert, ruhig und übelst humble. Auf Sessions ist er oftmals mit Abstand der Jüngste, aber man merkt es irgendwie kaum. Vitus weiß was er tut und es ist wirklich sehr, sehr angenehm mit ihm zu filmen. 

 

Gibt es neben Eurer Enderjagd noch andere, gerne auch weniger krasse Stories zum Videoprojekt oder sind vielleicht irgendwelche Sessions besonders in Erinnerung geblieben?

 

(T) Ich glaube einer der besten Tage für mich war, als wir uns mit den Robotron Leuten an der Hubba in Esslingen getroffen haben. Die waren schon fast fertig mit der Session als ich überhaupt mal angekommen bin; ich war mal wieder zu spät dran (lacht). Eigentlich wollte ich die Hubba auch noch skaten, aber nachdem Tim (Janke) seinen Trick bekommen hatte und ich dann alleine da oben stand, hat mein Gehirn mal wieder keinen Bock gehabt. Aber als wir später nach Tübingen zurückgefahren sind, gingen wie aus dem Nichts noch zwei Clips: der backside Heelflip über den Poller und der Bigspin Flip an dem Stufenset. Beide Tricks gingen auch echt schnell, vor allem der Bigspin Flip. Deswegen meinte Freddy bei dem, dass wir vielleicht noch eine zweite Angle filmen könnten. Ich war natürlich down dafür und naja, dann ging mal wieder ein Drama los. Die zweite Angle würde es nie geben (lacht). Am Ende war ich ziemlich zerstört, aber richtig happy. An dem Tag ging eigentlich gar nichts, außer eben in einem kleinen Zeitfenster, wo irgendwie alles ging und genau das hatte ich genutzt, um zwei richtig gute Clips zu filmen. 

 

Wie ist es denn allgemein mit Freddy zu filmen? Musst Du öfters zweimal irgendwo runter?

 

(T) Mit Freddy zu filmen ist ziemlich geil! Der Junge ist sehr perfektionistisch und scheucht einen schon ab und zu mal (lacht). Das ist aber überhaupt nicht negativ gemeint! Ihm fällt halt jede Kleinigkeit auf und genau deswegen lohnt sich das Resultat am Ende aber auch immer.

 

(F) Ich scheuch Dich auch nur, wenn Du Sachen wirklich schnell und easy machst und ich denke, dass ein anderer Angle vielleicht doch cooler sein könnte. Den Bigspin Flip hattest Du ja in unter fünf Versuchen gemacht… bester Moment für den Skater und stressigster Moment für den Filmer, wenn die Tricks zu schnell gehen (lacht).

 

Da bin ich auf jeden Fall auf Deiner Seite, Freddy (lacht). Danke auf jeden Fall für die harte Arbeit. Danke, dass Ihr auf den Video Nights in Berlin und Stuttgart mit dabei gewesen seid und Gratulation zum Videoprojekt! Habt Ihr zum Abschluss noch ein paar Shoutouts?

 

(T) Shoutout an den brett-à-porter Skateshop, meinen Arbeitgeber und Sponsor (lacht). Danke an Freddy, dass er die ganzen Dramen mitgemacht hat. Danke an Benny und Manu Ringwald, Robert Born, Luca Kutcher, Vitus Haas, Olli Hausmann und die ganze Crew. Danke für die guten Trips und die gute Zeit. Und Danke an Euch, dass Ihr das Ganze hier möglich gemacht habt!

 

(F) Auf jeden! Danke auch noch an an die Tübinger Band THIER, mit der wir für das Video zusammengearbeitet haben. Die haben ein extra Recording im Proberaum hier in Tübingen aufgenommen, welches wir für den Anfang vom Part nutzen konnten und ich durfte bei der Recording Session auch noch einen Haufen B-Roll filmen. Danke auch an Dich, Nico, dass Du mich als Filmer auf dem Luxemburg Trip ersetzt hast, als ich krank im Bett lag.

Totti-3T9

LATEST

NEWS

FEATURED

STORIES

issue-50-website

IRREGULAR
SKATEBOARD
MAGAZINE ISSUE
No. 50

Here you can get an insight
into our current issue

read more
issue-50-website

IRREGULAR
SKATEBOARD
MAGAZINE ISSUE
No. 50

Here you can get an insight
into our current issue

read more

Imprint     Data Protection     AGB's

Data Protection |  AGB's   |  Imprint