IM GESPRÄCH – Julian Dykmans
THE
BRIGHT-
SIDE OF
SKATE-
BOARDING
IM GESPRÄCH MIT
JULIAN DYKMANS
FOTOS & INTERVIEW
PHIL PHAM
Hi Julian, du bist der neue Skateboardbeauftragte der Bright Tradeshow. Gib uns doch etwas Hintergrundwissen über deinen Werdegang.
Hey Jungs! Ich komme aus Brüssel in Belgien und wohne seit einigen Jahren in Berlin, davor war ich in Barcelona. Ich skate jetzt seit 28 Jahren und liebe es immer noch, wenn ich Sessions fahren kann. 10 Jahre lang war ich Pro Skateboarder für Antiz Skateboards, eine Boardcompany, die ich mit Hugo Liard in 2001 gegründet habe. Seitdem bin ich im Marketing, Brandmanagement und Teammanagement tätig für Marken wie Carhartt, RVCA, Converse, etc. Der wichtigste Teil meiner Karriere ist, dass ich immer noch mehr oder weniger einen switch 360 flip hinbekomme. Zwar sketchy aber es reicht mir, haha! Ich bin super stoked, mit bei der Bright am Start zu sein. Außerdem habe ich seit 8 Monaten meine eigene kleine KreativAgentur namens Blam Studio.
Die Bright hat ja als Core Skateboarding Tradeshow angefangen mit bezahlbaren Preisen für kleine unbekannte Labels. Wie hat sich, deiner Meinung nach, die Bright seit 2005 entwickelt?
Die Bright hat sich schon ganz schön nach vorne entwickelt und ist gewaltig gewachsen. Aber eine Sache bleibt: es gibt, nach wie vor, bezahlbare Stände für kleine Core Brands. Die zwei Gründer sind Ur-Skater aus Frankfurt und wollen Skateboarding in Europa weiter pushen, indem sie wirklich coole Skate-Events auf die Beine stellen. Mit den Bright European Skateboard Awards wollen sie auch den Hauptakteuren der Skateboardszene danken. Dieses Jahr waren die BESA sehr lustig und ziemlich raw. Die Leute hatten wirklich Spaß.
Manche Leute sind der Meinung, dass die Tradeshow nur eine Show ist und dass wirklich wenig oder gar nicht auf der Messe geordert wird von Einzelhändlern und Shopbesitzern. Meinst du, dass das Business auch eher außerhalb der Tradeshow stattfindet?
Ich war nie auf der Bright mit einer Brand, also kann ich leider nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Aber ich denke, Business wird auf der Messe und nach der Messe gemacht. Im Grunde genommen sollte man sich als Brand überall umsehen und alle Möglichkeiten wahrnehmen.Man könnte natürlich auch sagen: wenn die Brand interessant ist, dann kommt das Business auch zu dir. Ich denke, du musst herausfinden, wie man sich am Markt positioniert, damit man heraussticht und interessant wird. Das ist keinesfalls einfach. Aber zurück zur eigentlichen Frage: geordert wird auf jeden Fall! Ansonsten würde die Bright ja nicht schon seit 11 Jahren existieren, oder?
WENN DIE BRAND INTERESSANT IST, DANN KOMMT DAS BUSINESS AUCH ZU DIR
Du warst ja Mitgründer und Mitbesitzer von Antiz. Du weißt wahrscheinlich, wie hart es ist, ein Business aufzuziehen. Was ist dein Tip für alle, die in 2016 mit ihrer Brand Erfolg haben wollen?
Mach eine Brand, die eine Nische ausfüllt. Am besten arbeitest du nicht alleine. Suche Leute, die dich in bestimmten Bereichen unterstützen können (Sales, Graphik Design, Marketing). Behalte die Buchhaltung im Auge und wahrscheinlich brauchst du auch ein bestimmtes Startkapital, um ein Minimum an Produkten einzukaufen. Probier’ es auf jeden Fall, weil du sonst nie wissen wirst, ob es klappt oder nicht.
WAS ICH ABER AN CORE SKATEBOARDING LIEBE IST, DASS ES IMMER DA SEIN WIRD, EGAL WAS PASSIERT
Gibt es schon Events für die Sommer Bright, auf die wir uns freuen sollten?
Ja, und die werden richtig cool diesen Sommer. Mehr für euch als für mich, da ich die ganze Organisation am Hals habe…haha! Aber ich darf leider noch nichts verraten, da wir uns noch in der Planung befinden. Aber es wird richtig gut, versprochen.
Deine ungeschönte und ehrliche Meinung über Skateboarding bei den Olympischen Spielen.
Es ist einfach so: Skateboarding gibt es im Fernsehen und es gibt die Coreseite, die ist wirklich klein. Ich habe nichts dagegen, mal Street League anzusehen oder die Olympischen Spiele. Street League wird wahrscheinlich eh das Format sein, das die Olympischen Spiele übernehmen werden. Was ich aber an Core Skateboarding liebe ist, dass es immer da sein wird, egal was passiert. Ich hoffe einfach, dass die große Vermarktung im Fernsehen die Kultur hinter Skateboarding nicht zerstören wird. Das Problem mit dem Mainstream TV-Format ist, dass zu viel geschnitten wird, damit alles schön glatt und organisiert aussieht. Alles muss quasi einem Ablauf folgen. Ich persönlich mag es, dass Skateboarding meistens roh und unberechenbar ist. Ich finde die ganzen verschiedenen Persönlichkeiten, die verschiedenen Farben und das Unvorhersehbare spannend. Das macht für mich den Reiz aus. Kommerzielles Skateboarding anzuschauen kann schon Spaß machen, aber es ist auch nur von Vorteil für eine Hand voller Leute, die damit viel Geld verdienen können. Ich glaube, das Business ist einfach schon sehr groß zur Zeit, deswegen lasst uns unser Skaten ungeglättet und anders beibehalten.
Wie wichtig ist für dich die Verbindung zwischen Streetwear, Fashion und Skateboarding?
Ganz ehrlich, ich finde es nicht so wichtig. Es ist cool, dass die Leute voll auf Fashion abfahren. Ich habe es allerdings nie so richtig gelebt. Aber ja, macht euer Ding und bringt uns Abwechslung auf die Straße! Was ich allerdings sehr geil finde ist, dass Skater beim Skaten dieselben Klamotten tragen, wie im Alltag. Das wäre für mich einer der Gründe, weshalb Skateboarding eher Lifestyle als Sport ist. Vert und Megaramp Skaten ist dann wohl eher Sport, weil du die ganzen Pads und Shorts anhaben musst…stell dir mal einen Megaramp Skater aus NY vor, der für FA fährt. Jep, funktioniert nicht. Sport vs Lifestyle.
Warum besteht, deiner Meinung nach, ein Deck immer noch aus 7 Schichten kanadischem Ahornholz und nicht aus Hightech Karbon Material?
Die Industrie probiert schon neue Technologien aus und ich bin auch offen dafür. Die Double Impact Boards zum Beispiel sind mega robust. Ich denke einfach, dass ich für meinen Teil sie nicht brauche, da ich nicht mehr irgendwelche fetten Gaps herunterspringe. Ich breche vielleicht einmal im Jahr ein Board. Früher wäre es richtig geil gewesen, sowas zu haben, da ich jedes Mal geweint habe, als ich 100€ (der Dollar war so stark) für ein Board ausgeben musste. Und damals habe ich richtig viele Boards gebrochen!
Deine beste Bright Party Anekdote?
Oh Mann! Da gibt es so viele. Vor 2 Jahren, nach dem Death Race, war ich im Kater Holzig (Electro Club in Berlin). Der Bass war so laut und tief, dass ich dachte, ich kriege einen Herzinfarkt. Da wurde mir bewusst, dass ich alt werde.
Zum Schluss noch eine Frage. In welche Richtung wird sich das Skateboarding Business in den nächsten Jahren entwickeln?
Wenn ich das wüsste, würde ich jetzt eine Brand anfangen und einfach der Shit sein. Willst du wirklich eine Antwort auf diese Frage? Hoffentlich werden alle Leute, die Longboards und Pennyboards gekauft haben, auf unser geliebtes Skateboard umsteigen und voll drauf abgehen und Skaten lernen.
Was wäre, wenn Konzerne im Skateboardbusiness vom Aktienmarkt zurücktreten würden und somit nicht gezwungen wären, ständig mehr Profit abzuwerfen. Somit gäbe es auch wieder mehr Platz für das Wachstum von kleinen und neuen Brands? Lass uns gleich den ganzen Aktienmarkt canceln und somit das komplette System der großen Konzerne über Bord werfen und das Gleichgewicht auf dieser Welt wiederherstellen. Oh, und Erziehung ist noch eine wichtige Sache. Lasst uns die Kids besser erziehen. Sie sollen sich bewusst werden, dass die Zukunft in ihren Hände liegt und dass sie die Macht darüber haben. Zeigt den Kids, dass sie durch ihr Kaufverhalten entscheiden, wer in ist und wer out. Denke nach, bevor du kaufst! Wir alle können die Welt verändern.
And Skate fast!